Als „schamloses Urwaldspektakel“ fand der Samba-Tanz Ende der Vierziegerjahre des letzten Jahrhunderts seinen Weg auf die Tanzparkette Europas. Den konservativen Europäern waren die ausgeprägten Vor- und Rückwärtsbewegungen des Beckens aber wohl zu unzüchtig, so dass sich der Tanz erst in einer vermeintlich entschärften Variante in den Tanzgesellschaften langsam zu etablieren begann. Heute wird der brasilianische Volkstanz hierzulande in einer Mischform aus der „schamlosen“ ursprünglichen Variante mit den schnellen rhythmischen Beckenbewegungen und der von den Europäern entwickelten entschärften Auf- und Abbewegung getanzt. Geleitet werden die Tanzpaare dabei von Musik in einem schnellen Zwei-Vierteltakt und tanzen wellenförmig in den verschiedenen Figuren und Schrittformen durch den Raum.

Cha-cha-cha (sprich Tscha-Tscha-Tscha) ist nicht nur der Name dieses Latin-Tanzes. Denn die drei Silben formen zugleich das zentrale rhythmische Element des bestimmenden Vier-Vierteltaktes: der vierte Taktschlag eines Taktes und der erste Taktschlag des Folgetaktes sind einer deutlich hörbaren Dreiteilung unterworfen, zu welcher die typische Cha-Cha-Cha-Tanzbewegung vollführt wird. Damit verfügt die Cha-Cha-Cha-Tanzmusik über ihr ganz eigenes akustisches Merkmal, mit welchem sie auf der Tanzfläche besonders einfach zu erkennen ist. Entstanden ist der Tanz auf Kuba als offene Variante des Mambos. Und passend zu den lebensfrohen Kubanern eignet sich der Cha-Cha-Cha mit seinen schnellen Bewegungen und den kecken Drehungen der Dame zum Tanzpartner hin und wieder von ihm weg hervorragend zum Flirten.

Rumba – der „Tanz der Erotik“ oder „Tanz der Verliebten“: Wie bei keinem anderen Tanz können sich die Tanzpartner während eines „Rumbas“ tief in die Augen blicken und zu den langsamen Vier-Vierteltakten füreinander erglühen. Ein raffiniertes Spiel aus abwechselnd geschlossenen und offenen Tanzhaltungen wird möglich und fordert immer wieder aufs Neue das Verführen des Partners, bis aus der Glut das unbändige Feuer hervorbricht. Einen besonderen Stellenwert besitzen beim Rumba die Drehungen, die sowohl von der Dame alleine als auch als gemeinsame Drehung beider Partner ausgeführt werden können. Dabei lässt sich die angestaute Hitze der Erotik etwas abkühlen – oder aber mit den rollenden Hüftbewegung der Dame noch weiter steigern. Auch der Rumba entsprang ursprünglich dem tropischen Kuba und setzte sich im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts in Europa zunehmend gegenüber dem ähnlichen und zuvor gängigen Carré-Stil durch.

Begeben Sie sich in Gedanken nach Andalusien in eine Stierkampfarena. Sind Sie der Herr des Tanzpaares, so versetzen Sie sich in die Rolle des Toreros, spannen all Ihre Muskeln an und stehen stolz und wagemutig mit hohlem Kreuz im Raum. Sind Sie die Dame, so fühlen Sie sich luftig und frei wie das Tuch, das der Torero um sich schwingt. Wohl lassen Sie sich führen, aber nur so lange es Ihrem Willen entspricht und Sie nicht in den Lüften entschwinden – sind Sie doch nicht minder stolz als der Torero. Diese Grundhaltung prägt den Paso Doble. Erfüllt vom Stolz und der Anmut der Andalusierinnen und Andalusier umgarnt sich das Paar im Zwei-Viertel- oder Sechs-Achteltakt. Elegant und gewählt präsentieren sich die Bewegungen bei diesem geschichtsreichen Tanz, während sich die Tanzenden einander und den Zuschauern von ihrer besten Seite zeigen.

Jugendlich und temperamentvoll präsentiert sich der Jive, dabei begeistert er aber mit dem ausgeprägten Rhythmus nicht nur die Jugend sondern alle Generationen auf dem Tanzparkett. Der Vier-Vierteltakt mit den betonten zweiten und vierten Taktschlägen animiert unmittelbar zum Tanzen und offenbart die Nähe des Jives zum Rock’n’Roll. Der Tanz ist geprägt von der klaren Aufteilung des Rhythmus‘: Die ersten drei Taktschläge formen den Ausgangspunkt für die typische „Seit-Schluss-Seit“-Bewegung, während im vierten Takt die Tanzfolge durch einen Wiegeschritt unterbrochen wird. Trotz der Zuteilung des Jives zu den Latin-Tänzen finden sich seine Ursprünge in den Vereinigten Staaten von Amerika, wo er sich aus einer Mischung von verschiedensten Tanzrichtungen langsam entwickelt hatte und dann um 1940 seinen Weg nach Europa fand. Ende des Zweiten Weltkrieges durfte der Jive auch wieder in Deutschland getanzt werden, weil dieser während einer längeren Zeitspanne verboten war. Vor allem in England war die traditionelle Tanzwelt über diesen neuen Stil entsetzt. In den 70er Jahren erlebte der Jive unter dem Namen Rock’n’Roll eine Renaissance. Der Jive bringt robuste Lebensfreude zum Ausdruck. Er war der „Tobetanz“ der Vor-Beat-Generation, aus dem sich dann der akrobatisch-athletische Rock‘n‘Roll entwickelt hat.